Die Brut

Die Brut

Die Brut (OT: The Brood); Regie: David Cronenberg; Kanada, 1979.


Darsteller:
Oliver Reed (Dr. Hal Raglan), Samantha Eggar (Nola Carveth), Art Hindle (Frank Carveth), Henry Beckman (Barton Kelly), Nuala Fitzgerald (Juliana Kelly), Cindy Hinds (Candice Carveth), Susan Hogan (Ruth Mayer), Gary McKeehan (Mike Trellan), Michael Magee (Inspector), Robert A. Silverman (Jan Hartog), Joseph Shaw (Coroner), Larry Solway (Lawyer), Reiner Schwartz (Dr. Birkin) …

Inhalt:
Die umstrittene Psychoplasmatik-Therapie von Dr. Hal Raglan (Oliver Reed) soll die Ehe von Nola (Samantha Eggar) und Frank Carveth (Art Hindle) retten. Um ihre psychologischen Blockaden zu durchbrechen, müssen die Aggressionen des Ehepaares materialisiert werden. In ihren unkontrollierten Hassausbrüchen bringt Nola nun geschlechtslose Wesen zur Welt, die gesteuert durch ihre Aggressionen ihre vermeintlichen Peiniger ermorden. Als Nolas „Brut“ Candy (Cindy Hinds), die 5-jährige Tochter des Ehepaars, entführt, beginnt Frank eine Verbindung zu Dr. Raglan herzustellen und zieht so den Zorn seiner Frau auf sich …

Kritik:
Dieser brillante frühe Schocker von David Cronenberg ist gleichzeitig sicher sein persönlichster Film, verarbeitet er hier doch kaum verhüllt seinen eigenen Scheidungskrieg mit seiner Ex-Frau Carolyn Zeifman inklusive Sorgerechtsstreit um Töchterchen Cassandra. Wie schon in den vorangegangenen Filmen „Shivers“ und „Rabid“ geht das Unheil von Wissenschaftlern aus, und auch hier manifestiert es sich wieder in körperlicher Deformation und Mutation – die seelischen Defekte der Patienten von Dr. Raglan transgressieren in Abnormitäten des Fleisches.

Dr. Raglans Therapie, schon im Anfang des Films dargestellt in schockierend eindringlichen Sitzungen, paart klassische Konfrontationsmethoden der Traumaaufarbeitung mit suggestiver Kraft. Oliver Reed kann hier wunderbar sein Talent in der Darstellung leicht psychotischer Charaktere ausspielen. Doch im Falle von Nola, von Samantha Eggar überzeugend hasserfüllt und gleichzeitig differenziert dargestellt, überschreitet dieser kathartische Prozess jedes zuvor gekannte Maß, nicht nur allegorisch, sondern tatsächlich gebiert sie (in einer äußerst eigenwilligen Form, wie sie sich nur ein Cronenberg ausdenken kann) kleine Kind-Monster, die mordend bei allen Personen in Erscheinung treten, die aus Nolas eifersüchtiger Sicht eine Bedrohung ihrer Ehe darstellen.

»Die Brut« beginnt wie ein normaler Slasher mit psychologischem Hintergrund, entwickelt sich aber mehr und mehr zu einem hoch beklemmenden Horrordrama, das in ein Finale mündet, in dem Cronenberg alle Register seines Körperhorrors zieht – den Anblick der „Geburt“ eines weiteren der kleinen Monster brennt sich böse ins visuelle Gedächtnis ein. Die Morde sind äußerst effektiv und (in der ungeschnittenen Version) auch recht blutig dargestellt, wobei aber nie Splattereffekte wohlfeil in den Vordergrund gerückt werden, sondern einer Suspense der Vorrang gegeben wird, der von der unsichtbaren und schleichenden Bedrohung lebt. Ein oft unterbewertetes frühes Meisterwerk von Cronenberg, das seine komplexe und vielschichtige Story gradlinig inszeniert.


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