Der Teufel trägt Prada

prada_poster.jpg„Der Teufel trägt Prada“ ist ein typisches „Hässliches Entlein wird zum stolzen Schwan“-Märchen, wobei Anne Hathaway, die sich als Star von „Plötzlich Prinzessin“ in solchen Rollen gut auskennt, mit ihrem Aussehen dafür sorgt, dass es eher die „Stolzer Schwan wird zu besser gekleidetem stolzen Schwan“-Variante wird. Denn schon bei ihrem ersten Erscheinen in schlabberigem Studentenlook hat man eher den Eindruck, dass sie ihre Prada-Klamotten nur gerade in der Reinigung hat, als dass man ihr das Schluffige tatsächlich abnehmen würde. Abgesehen davon spielt sie sich mit hinreichendem Talent und noch mehr Charme durch eine Rolle, deren Entwicklung recht absehbar ist.

Der Film gehört zu der Sorte Komödie, die man nicht allzu sehr hinterfragen sollte; denn seine grundlegende Botschaft ist stockkonservativ: Wenn du an den Verhältnissen nichts ändern kannst, dann ändere dich selbst – pass dich an! Und so nimmt es nicht wunder, dass die von „Sex and the City“-Regisseur David Frankel durchaus stilvoll in Szene gesetzte Verfilmung des gleichnamigen Romans von Lauren Weisberger vor allem in der ersten Hälfte glänzend funktioniert, wenn unsere Heldin Andy von einem Fettnapf in den anderen tapert und, vor allerlei Widrigkeiten gestellt, kreuz und quer durch New York City geschickt wird.

Doch schnell mutiert sie zur topmodisch gekleideten Superassistentin und es müssen neue Subplots her, um wenigstens leidlich die Spannung zu erhalten: Ein gut aussehender Vorzeige-Intellektueller wird als Gegenentwurf zu ihrem Müslifreund aus dem Hut gezaubert, Beziehungskrisen müssen her, und abgerundet wird der leichtverdauliche Cocktail durch eine personelle Intrige im Verlag. Dank der flotten Erzählweise goutiert man dies alles durchaus amüsiert, auf überraschende Wendungen wartet man allerdings vergeblich.

prada02.jpg
Letztlich kaum hinterfragtes Herrschaftsverhältnis: Meryl Streep und Anne Hathaway.

Am Schluss scheint dann dem Drehbuchschreiber in allerletzter Sekunde eingefallen zu sein, dass Andy ja gar nicht in diese Welt zu passen hat, und da sie tatsächlich augenscheinlich vortrefflich hineinpasst, muss sie einen etwas abrupten Beleidigte-Leberwurst-Abgang vollziehen, der das laut Titel erklärt teuflische System in keiner Weise hinterfragt oder kritisiert, sondern als „harte, aber gute Schule“ affirmativ akzeptiert. Andy darf wieder in ihren alten Schlabberpulli schlüpfen, und auch ihre alte Clique mitsamt Schlabberfreund steht verzeihend bereit. Hier sind einige Szenen, etwa das Schmeißen des Unterwerfungssymbols Handy in den freundlich bereitstehenden Brunnen, so vorhersehbar, dass es schon fast schmerzt.

Warum „Der Teufel trägt Prada“ dennoch ein guter Film geworden ist? Einmal liegt es daran, dass die Modewelt mitnichten als dunkle Hölle des Fronkapitalismus gezeichnet wird, sondern durchaus differenziert, und vor allem liegt es an Meryl Streep, die die heimliche Hauptrolle hat und alle anderen an die Wand spielt. Ihr ist es zu verdanken, dass Miranda Priestly keineswegs nur als unsympathischer Tyrann rüberkommt, sondern als zwar despotischer, aber auch diffiziler Charakter in den Etagen der Macht mit durchaus verletzlichen Seiten. Zudem hat der Film einiges an witzigen Dialogen und Sprüchen zu bieten, sodass trotz der recht langen Laufzeit von 109 Minuten die Zeit wie im Flug vorübergeht. Nicht zuletzt sollte die Arbeit der Einkleider gewürdigt werden, selten hat man so viele edle Outfits geballt in einem Film gesehen. Fazit: Eine temporeiche, unterhaltsame und gut inszenierte Komödie, der indes ein Schuss mehr Subversivität in der Handlungsentwicklung gutgetan hätte. Schlussendlich hätten wir lieber etwas in der Art gesehen, dass Andy in Mirandas Fußstapfen tritt, ihr Freund Nate mit Emily anbändelt und sich Schönling Christian Thompson als schwul entpuppt und mit Chef vom Dienst Nigel in die Kiste steigt.

Der Teufel trägt Prada (The Devil Wears Prada), USA 2006; Regie: David Frankel; Darsteller: Meryl Streep (Miranda Priestly), Anne Hathaway (Andy Sachs), Emily Blunt (Emily), Stanley Tucci (Nigel), Adrian Grenier (Nate), Tracie Thoms (Lilly), Rich Sommer (Doug), Simon Baker (Christian Thompson) u.a. – Farbe, 109 min, FSK o.A.


Beitrag veröffentlicht

in

von

Schlagwörter: