Das schwarze Reptil

Das schwarze Reptil

Das schwarze Reptil (OT: The Reptile); Regie: John Gilling; Großbritannien, 1966.

Darsteller:
Noel Willman (Dr. Franklyn), Jennifer Daniel (Valerie Spalding), Ray Barrett (Harry George Spalding), Jacqueline Pearce (Anna Franklyn), Michael Ripper (Tom Bailey), John Laurie (Mad Peter), Marne Maitland (The Malay), David Baron (Charles Edward Spalding), Charles Lloyd Pack (The Vicar), Harold Goldblatt (The Solicitor), George Woodbridge (Old Garnsey) …

Inhalt:
England um die Jahrhundertwende: Harry Spalding erbt von seinem verstorbenen Bruder ein Haus in einem kleinen Dorf in Cornwall. Vom Kneipenwirt Bailey erfährt er von einer unheimlichen Todesserie: Die Toten wurden mit merkwürdigen Bissmalen am Hals gefunden. Alles deutet auf eine große Schlange hin. Doch schon kurz darauf wird Spalding selbst angegriffen und gebissen. Zwar kann ihn seine Frau Valerie retten, doch er behält keinerlei Erinnerung an den Angriff zurück. Im Haus des Indienreisenden Franklyn lüften sich für Valerie schließlich alle Rätsel. Dabei gerät sie jedoch in tödliche Gefahr …

Kritik:
„Das schwarze Reptil“ ist unter der Regieführung von John Gilling entstanden, der mit „Nächte des Grauens“ auch einen der ersten Zombiefilme für die Hammer Studios machte. Beide Filme entstanden 1966 fast zeitgleich und teilten sich die Kulissen und Drehorte, um Kosten zu sparen – eine Hammer-typische Produktionsmethode, die „back to back“ genannt wurde. Fast staunt man, dass dennoch einer der atmosphärischsten und besten Hammer-Filme hierbei herausgekommen ist.

Im beschaulichen Cornwall des viktorianischen Zeitalters entwickelt sich nach einem furiosen Prolog, der das erste Opfer des „Reptils“ zeigt, die Handlung sehr gemächlich und allmählich, und man hat ausreichend Zeit, sich an der prachtvollen Moorlandschaft und den liebevollen Dorfkulissen, alles in satten Technicolor-Farben, zu freuen. Ganz im Stil einer klassischen Gothic Novel setzt Gilling nicht auf Schockeffekte, sondern auf ein atmosphärisches Old-School-Gruseln mit einem Schuss Indien-Exotik, was ihm blendend gelungen ist.

Hauptfiguren sind Harry Spalding (Ray Barrett) und seine Frau Valerie, gespielt von Jennifer Daniel, die schon in der 63er Hammer-Produktion „Der Kuss des Vampirs“ mitwirkte, und der hier eine auffallend aktive Rolle zukommt. Als Neuankömmlinge im Dorf sehen sie sich den wie üblich misstrauischen und feindseligen Dorfbewohnern gegenüber, lediglich im Kneipenwirt Tom Bailey (Hammer-Veteran Michael Ripper) finden sie einen Freund. Auf der anderen Seite ist da der geheimnisvolle Indienforscher Dr. Franklin (Noel Willman), der mit seiner Tochter Anna (Jacqueline Pearce) und einem sinistren indischen Diener zurückgezogen in einem finsteren Herrenhaus wohnt. Diese Personenkonstellation mit fein ausziselierten Charakteren reicht schon, um eine sich langsam zuspitzende Geschichte zu entfalten, die einen mehr und mehr in ihren Bann zieht.

Das erst ganz am Schluss auftauchende „Monster“ mag heute zwar kein Entsetzen mehr verbreiten, ist aber mit Sicherheit eine der originellsten Schreckenskreationen der Filmgeschichte. Insgesamt kann „Das schwarze Reptil“ jedem empfohlen werden, der klassischen britischen Grusel mit dem „besonderen Flair“ liebt, insbesondere weil hier einmal ein origineller Weg jenseits der ausgetretenen Dracula- und Frankenstein-Pfade gewählt wurde.


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