Das Pendel des Todes

Das Pendel des Todes

Das Pendel des Todes (OT: The Pit and the Pendulum); Regie: Roger Corman; USA, 1961.

Darsteller:
Vincent Price (Nicholas / Sebastian Medina), John Kerr (Francis), Barbara Steele (Elizabeth), Luana Anders (Catherine), Antony Carbone (Doctor Leon), Patrick Westwood (Maximillian), Lynette Bernay (Maria), Larry Turner (Nicholas als Kind), Mary Menzies (Isabella), Charles Victor (Bartolome) …

Inhalt:
Don Nicholas Medina (Vincent Price) bewohnt im Spanien des 16. Jahrhunderts ein kühn auf einer Klippe gelegenes Schloss. Als Kind musste er mit ansehen, wie sein Vater seine Mutter folterte und die noch Lebende in ein Grab einmauerte – als Bestrafung für ihren Ehebruch. Außerdem hat er den plötzlichen Tod seiner eigenen Frau Elizabeth (Barbara Steele) zu beklagen. Der Film setzt ein mit dem Besuch des Bruders von Elizabeth, Francis (John Kerr), dem am Tod seiner Schwester einiges nicht geheuer ist. Schon bald sieht er sich in eine intrigante Geschichte verwickelt, in der die alte Folterkammer des Schlosses eine gewichtige Rolle spielt …

Kritik:
Vorab: Besitzer der deutschen DVD sollten sich tunlichst nicht den Text auf der Hüllenrückseite durchlesen, denn hier wird die gesamte Pointe bereits detailliert verraten. „The Pit and the Pendulum“ war nach dem „House of Usher“ die zweite Edgar-Allan-Poe-Verfilmung von AIP, und wer die eher kurze Erzählung kennt, in der de facto nur die Folterwerkzeuge im Einsatz beschrieben werden, weiß, dass diese ganz sicher nicht den Stoff für einen abendfüllenden Spielfilm liefert. Und so erdachte man sich eine Rahmenhandlung, die viele Elemente des Vorgängerfilms wieder aufnimmt: Erneut ist es ein auswärtiger Gast, der unheilvollen Vorgängen auf der Spur ist, erneut geht es um die schrecklichen Erinnerungen und Ängste eines hypernervösen Schlossherrn, und auch die Topoi des Familienfluchs und des Lebendig-begraben-Seins erfahren hier eine neue Umsetzung.

Allerdings ist die Story diesmal weniger introspektiv angelegt, mehr Beteiligte sind im Spiel, die ganz in alter Haunted-House-Manier gemeinsam mal zu dieser, mal zu jener Stätte unheimlicher Vorkommnisse eilen. Aus der Personenkonstellation Don Medina und seine Schwester, verstorbene Frau nebst Bruder und dem undurchsichtigen Hausarzt erwächst ein Intrigenspiel, das überraschende Wendungen beinhaltet und der Handlung einigen Drive gibt, wobei alle Beteiligten glänzend aufspielen.

Bereits der psychedelische Vorspann mit zerlaufenden und zerfließenden Farben in Lavalampen-Ästhetik weiß zu verzücken, und stilsicher geht es weiter mit Kutsche, Strand und Schloss. Nicht zu Unrecht sind die Corman-Poe-Filme vor allem wegen ihrer liebevollen und opulenten Ausstattung zu Kult geworden, auch hier freut sich das Auge an barocken Kostümen und satten Farben. Vincent Price ist mit seiner Rolle weniger exponiert im Vordergrund und macht dies wett durch leichtes Over-Acting, sein Medina durchläuft theatralisch alle Gemütszustände von Trauer und Verzweiflung bis hin zum finalen Wahnsinn, wobei er stets knapp im Rahmen der Glaubwürdigkeit bleibt („Es ist waaaaaahr …!“).

Die FSK-18-Freigabe der deutschen DVD stammt wohl noch aus hysterischen Zeiten der Zensoren, wo schon die Andeutung, dass wehrlose Frauen gefoltert werden könnten, zu viel des Guten war, zu sehen ist nichts dergleichen. Dennoch weiß der mit 77 Minuten recht kurze Film vor allem im atmosphärischen Suspense-Bereich mit Spinnweben und Ratten gepflegt zu gruseln. Und das Pendel selbst, das erst in den letzten Minuten zum Einsatz kommt, ist mit seiner tödlichen, blitzenden Schneide und seiner ausgefeilten Mechanik eindrucksvoll ins Cinemascope-Breitbild gesetzt worden.



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