Das Geisterschiff der schwimmenden Leichen

Das Geisterschiff der schwimmenden Leichen

Das Geisterschiff der schwimmenden Leichen (OT: El Buque maldito); Regie: Amando de Ossorio; Spanien, 1973.

Darsteller:
Maria Perschy (Lillian), Jack Taylor (Howard Tucker), Bárbara Rey (Noemi), Carlos Lemos (Professor Grüber), Manuel de Blas (Sergio), Blanca Estrada (Kathy), Margarita Merino (Lorena Kay) …

Inhalt:
Bootsbauer Howard Tucker hat eine geniale Werbeidee: Er setzt zwei junge und hübsche Models auf hoher See in einem seiner Sportboote aus. Sie sollen, so sein Plan, von einem Passagierschiff aufgelesen werden und für eine Sensationsstory sorgen – was Gelegenheit gäbe, die Hochseetauglichkeit seiner Schiffe zu rühmen. Doch es kommt anders: Die beiden Models treiben in einen geheimnisvollen Nebel, in welchem alsbald ein mittelalterliches Schiff auftaucht. Tucker startet eine Suchexpedition, welche schnell auf das mysteriöse Schiff stößt. An Bord findet das bunt gemischte Trüppchen zwar nicht die Mädchen, muss sich aber schon bald mit den Geistern der Tempelritter herumschlagen, die in einer parallelen Dimension über die Weltenmeere schippern …

Kritik:
Man kann nur mutmaßen, was Amando de Ossorio geritten haben mag, im dritten Teil der „reitenden Leichen“ ebendiesen ihre Pferde zu versagen und sie stattdessen auf einem Fliegenden Holländer ihr Unwesen treiben zu lassen. Vorsichtshalber schrieb er in sein Skript extra noch einen auf Paranormales spezialisierten Wissenschaftler hinein, dem die undankbare Aufgabe zuteil wird, mit hanebüchenen Erklärungen die klaffenden Logiklöcher notdürftig zu flicken. Was reitende, pardon: schwimmende Leichen aus dem 15. Jahrhundert auf einer Galeone aus dem 17. Jahrhundert machen? Nun, die sind eben schon lange tot gewesen, bevor sie an Bord gegangen sind. Warum in all den vielen Jahren niemand das Schiff bemerkt hat? Es bewegt sich eben außerhalb von Zeit und Raum.

Vor allem aber musste eine plausible Erklärung dafür her, warum zwei gut aussehende junge Mädchen leichtbekleidet in einem Sportboot auf offenem Meer unterwegs sind. Und auch wenn man der Idee mit der PR-Kampagne eines Sportbooteherstellers eine gewisse Chuzpe nicht absprechen kann – mit unendlich viel Wohlwollen lässt sich sogar ein wenig Kritik an einer vor nichts zurückschreckenden Werbeindustrie herauslesen –, ist die darauf bezogene Exposition doch viel zu lang und langatmig geraten. Satte 30 Minuten vergehen, bis sich endlich die Leichen aus ihren Holzkisten schälen – in bewährter Inszenierung inklusive der zwischen Kiste und Deckel erscheinenden Gummiskeletthände.

Nun freut man sich nach dem ganzen Gerede und Gesuche natürlich auf ein bisschen Gemetzel, aber auch diesbezüglich hat der Film nur wenig zu bieten. Ein bisschen Gewürge, ein abgeschlagener Kopf, ein kleiner Leichenschmaus, das war’s. Minutenlang kann man dafür bei kompletter Abwesenheit irgendeines Spannungsbogens zusehen, wie die wechselnden Akteurinnen durch die weit verzweigten Katakomben des Schiffes stiefeln, deren Ausmaße übrigens in offenkundiger Diskrepanz zu den eher bescheidenen Außenabmessungen stehen. Ganz nebenbei verdient der Film eine Sonderprämierung für das am erbärmlichsten getrickste Schiffsmodell der Filmgeschichte, das Ossorio, anstatt es schamhaft im Nebel zu verstecken, immer wieder gnadenlos ausleuchtet, bis er am Schluss die ungute Idee hat, das vermutlich nur wenige Zentimeter große Minischiffchen auch noch anzuzünden: Lachhafter hat man ein Geisterschiff wohl nie brennen gesehen.

Nun gut, die Templer-Leichen selbst sind bewährt eindrucksvoll, und auch die knarzenden Kulissen kommen eigentlich recht gut und atmosphärisch rüber. Doch alles in allem ist dieser Film, angefangen von der lachhaften Exposition über die dann doch etwas simpel erscheinende Lösung, die tagsüber schlafenden Leichen mitsamt ihren Draculakisten einfach über Bord zu werfen, bis hin zum wenig überraschenden Schlussgag so gründlich vergeigt und vergurkt, dass er eigentlich nur den ganz Unerschrockenen unter den Trashfans bzw. notorischen Komplettisten von Filmreihen ans Herz gelegt werden kann. Hier kann auch der vielgerühmte Trash-Appeal der Reihe, obgleich unzweifelhaft auch und ganz besonders hier vorhanden, nur noch wenig herausreißen. Immerhin hatte Ossorio dann selbst ein Einsehen, zwei Jahre später im „Blutgericht“ durften die Leichen wieder reiten.



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